Siegener Zeitung, 03.06.2008
Erfolgsgeschichte fortgesetzt
Werl / Kreisgebiet - Heimische Chöre überzeugten beim Bundessleistungssingen erneut
Beim Bundesleistungssingen in Werl bewiesen die Chöre aus dem Kreis Olpe am Wochenende einmal mehr, dass das gesangliche Niveau innerhalb des Sängerkreises Bigge-Lenne besonders hoch angesiedelt ist. Sechs Vereine erlangten den Meisterchor-Titel und schrieben somit die Erfolgsgeschichte fort.
sz –Man nehme eine große Anzahl guter bis sehr guter Chöre. Dazu gebe man ein Glas wochenlang gereifter Probenarbeit und mehrere Esslöffel höchste Konzentration. Eine Prise süßer Freuden-Tränen darf nicht fehlen, aber aufgepasst, schnell hat man auch nach den bitteren Tränen der Enttäuschung gegriffen. Alles wird an einem Wochenende gut mit einander vermengt. Den »Teig« lässt man dann bis zum Abend gehen. Nun zeigt sich, ob alles richtig gemacht worden ist und die Arbeit von Erfolg gekrönt wird. Der fertige Kuchen wird meistens bei ausgelassenem Jubel ideenreich und bunt verziert. Das Schöne ist, er reicht für fünf Jahre. So oder so ähnlich klingt die Rezeptur für das Meisterchorsingen, das Glanzlicht unter den Veranstaltungen des Chorverbandes Nordrhein-Westfalen. Jahr für Jahr zieht es mehr Besucher in seinen Bann, und so platzte am Wochenende die Werler Stadthalle buchstäblich aus allen Nähten, als sich dort zahlreiche Chöre um den begehrten Titel »Meisterchor im Chorverband NRW« bewarben. Die herausragende Stimmung wird allen Teilnehmern lange in Erinnerung bleiben – auch den sieben Chören des Sängerkreises Bigge-Lenne. Vor Wertungsbekanntgabe am Samstagabend ging mehrmals die »La-Ola-Welle« durch die Reihen. Das von den über 1000 Anwesenden spontan angestimmte »Steht auf, wenn ihr Sänger seid« verlieh dem tollen Ambiente zusätzliche Stadion-Atmosphäre und allen eine gehörige Portion Gänsehaut. Als dann Jury-Vorsitzender und Publikumsliebling Professor Michael Schmoll mit den Urkunden die Bühne betrat, erklang unter tosendem Beifall »Du hast die Haare schön…«. Moderator Volker Buchloh war begeistert und meinte: »So eine Stimmung habe ich bisher noch bei keinem Leistungssingen erlebt, das ist einmalig.« Allerdings konnten nicht alle Chöre diese tolle Atmosphäre genießen. Von 49 Chören erreichten sechs Teilnehmer den Titel Meisterchor nicht, das zeigt den hohen Jury-Anspruch, der als Hürde vor den Sängerinnen und Sängern stand. Zu den Enttäuschten gehörte auch der Frauenchor Lichtringhausen 1989, der sich zum ersten Mal der Herausforderung stellte und scheiterte. Trotzdem erhielten Christoph Ohm und die Sängerinnen im Rahmen der Wertungsbekanntgabe Applaus für ihre Teilnahme. Als Meisterchor-Sänger dürfen sich fortan die Sänger des Männergesangvereins »Cäcilia« 1887 Helden bezeichnen. Die knapp 50-köpfige Mannschaft um Chordirektor FDB Hubertus Schönauer erreichte mit einem vierfachen »sehr gut« das angestrebte Wunschergebnis und den nunmehr sechsten Titel in der Vereinshistorie. Ebenfalls als Meisterchor verließen die Aktiven des Männerchores »Liederkranz« Oberveischede (44 Aktive) die Stadthalle Werl. Strahlend nahm Vorsitzender Antonius Springmann die Auszeichnung entgegen, die nun neben den vielen Preisen der Chorgeschichte einen würdigen Platz erhalten wird. Schließlich sicherten sich die Sänger aus Oberveischede den Titel nun schon zum achten Mal in Folge. Chorleiter ist auch hier Hubertus Schönauer. Gegen Abend stand dann der mit Spannung erwartete Auftritt des MGV »Sangeslust« Hünsborn (70 Sänger) an. Zum ersten Mal mit Musikdirektor FDB Michael Rinscheid beim Meisterchorsingen dabei, erwarteten viele ein musikalisches Erlebnis, und sie wurden nicht enttäuscht. Mit viermal »sehr gut« und der sehr hohen Punktzahl (95,2 von 100 möglichen Punkten) wurde der Meistergipfel im neuen Outfit erklommen. Beim durchkomponierten schottischen Volkslied »Loch Lommond« erwies sich der erste Tenor, Joachim Arns, als einfühlsamer Solist. Auf der Rückfahrt zierten Achten, als äußeres Zeichen für jeden bisher erzielten Meisterchor-Titel, die Anzüge der Hünsborner Sänger. Der Frauenchor Lenhausen »1987« stellte sich am Sonntagmittag der Jury. Chorleiter Karl-Josef Heuel aus Rüblinghausen hatte mit seinen Sängerinnen viel Arbeit in die Proben gesteckt, die letztendlich mit Erfolg gekrönt wurde. Zweimal »sehr gut« und zweimal »gut« wurde am Abend verkündet und ließ die Lennetaler Damen zum ersten Mal über den größten Erfolg der Vereinsgeschichte jubeln. Am Abend hieß ein schriftlicher Willkommensgruß über der Lenhauser Ortsdurchfahrt den Meisterchor willkommen. Viermal »sehr gut« – gekrönt von einem sehr hohen Punktestand (94,6 von 100 möglichen Punkten) – erreichten die 44 Aktiven des MGV »Liederkranz« 1897 Neu-Listernohl. Vor fünf Jahren noch mit Lorenz Koch am Dirigentenpult, konnte man nun mit Musikdirektor FDB Michael Rinscheid, der auch in Neu-Listernohl wohnt, einen grandiosen Erfolg verbuchen. Das Stück »Agonie« von Carlo Boller wurde geradezu zelebriert, was sich in der Einzelwertung von 24,2 Punkten (max. 25) widerspiegelte. Dass Theo Arns aus Möllmicke mit weit über 40 erreichten Meisterchor-Titeln zu den erfolgreichsten Chorleitern des Chorverbandes NRW gehört, ist hinlänglich bekannt. Mit nunmehr 77 Jahren erreichte er zum wiederholten Male den begehrten Titel – diesmal mit dem Gemischten Chor der Möllmicker Chöre »Einigkeit« 1909. Dass die lobenswerte Jugendarbeit in Möllmicke Erfolg hat, zeigte sich an den jugendlichen Sängerinnen und Sängern, die erstmals im Gemischten Chor den Meisterchor-Titel erlangten. Die Chorleiter Thomas Bröcher, Clemens Bröcher, Harald Jüngst, Verena Heinrichs, Volker Arns und Maurizio Quaremba erreichten mit Chören anderer Sängerkreise ihre Ziele und rundeten ein erneut erfolgreiches Abschneiden der Aktiven aus dem Kreis Olpe ab.