02. Juni 2008 ~ Meisterchorsingen in Werl

Westfalenpost vom 24.11.2008

 

Die Meister fielen zahlreich vom Himmel

 

Kreis Olpe. (wp) Man nehme eine große Anzahl guter bis sehr guter Chöre. Dazu gebe man ein Glas wochenlang gereifter Probenarbeit und mehrere Esslöffel höchste Konzentration. Eine Prise süßer Freuden-Tränen darf nicht fehlen, aber aufgepasst, schnell hat man auch nach den bitteren Tränen der Enttäuschung gegriffen. Alles wird an einem Wochenende gut miteinander vermengt. Den "Teig" lässt man bis zum Abend gehen, dann geht man über zum Backen, das man aus Vorfreude und Neugierde ganz genau verfolgt. Nun sieht man, ob man alles richtig gemacht hat und die Arbeit mit Erfolg gekrönt wird. Der fertige Kuchen wird meistens bei ausgelassenem Jubel ideenreich und bunt verziert. Das Schöne ist, er reicht für fünf Jahre. So oder so ähnlich klingt die Rezeptur für das Meisterchorsingen, das Glanzlicht unter den Events des Chorverbandes NRW. Jahr für Jahr zieht es mehr Besucher in seinen Bann und so platzte auch in diesem Jahr die Werler Stadthalle aus allen Nähten und auch die unglaubliche Stimmung wird allen Teilnehmern lange in Erinnerung bleiben. Auch den sieben Chören des Sängerkreises Bigge-Lenne. Vor Wertungsbekanntgabe am Samstagabend ging mehrmals die "LaOla-Welle" durch die Reihen. Das von den über 1 000 Anwesenden spontan angestimmte "Steht auf wenn ihr Sänger seid" verlieh dem tollen Ambiente zusätzliche Stadion-Atmosphäre und allen eine gehörige Portion Gänsehaut. Als dann Jury-Vorsitzender und Publikumsliebling Professor Michael Schmoll mit den Urkunden die Bühne betrat, erklang unter tosendem Beifall "Du hast die Haare schön". Moderator Volker Buchloh war begeistert und meinte: "So eine Stimmung habe ich bisher noch bei keinem Leistungssingen erlebt, das ist einmalig." Allerdings konnten nicht alle Chöre diese tolle Atmosphäre genießen. Von 49 Chören erreichten sechs Teilnehmer den Titel "Meisterchor" nicht, das zeigt den hohen Jury-Anspruch, der als Hürde vor den Sängerinnen und Sängern liegt. Zu den Enttäuschten gehörte, zum Bedauern vieler, auch der Frauenchor Lichtringhausen 1989, der sich zum ersten Mal der Herausforderung stellte und leider scheiterte. Trotzdem erhielten Christoph Ohm und die Sängerinnen im Rahmen der Wertungsbekanntgabe Applaus für ihre Teilnahme. Als Meisterchor-Sänger dürfen sich fort an die Sänger des MGV "Cäcilia" 1887 Helden bezeichnen. Die knapp 50-köpfige Mannschaft um Chordirektor FDB Hubertus Schönauer erreichte mit einem vierfachen "sehr gut" das angestrebte Wunschergebnis und den nunmehr 6. Titel. Ebenfalls als neuer Meisterchor, und das nun schon zum 8. Mal in Folge, verließen die Aktiven des Männerchores "Liederkranz" Oberveischede (44 Aktive) die Stadthalle Werl. Strahlend nahm Vorsitzender Antonius Springmann die Auszeichnung entgegen, die nun neben den vielen Preisen der Chorgeschichte einen würdigen Platz erhalten wird. Chorleiter ist auch hier Hubertus Schönauer. Gegen Abend stand dann der mit Spannung erwartete Auftritt des MGV "Sangeslust" Hünsborn (70 Sänger) an. Zum ersten Mal mit Musikdirektor FDB Michael Rinscheid beim Meisterchorsingen dabei, erwarteten viele ein musikalisches Erlebnis, und sie wurden nicht enttäuscht. Mit viermal "sehr gut" und sehr hohen Punktzahlen (95,2 von 100 möglichen Punkten) wurde der Meistergipfel im neuen Outfit erklommen. Beim durchkomponierten schottischen Volkslied "Loch Lommond" erwies sich der 1. Tenor Joachim Arns als einfühlsamer Solist. Auf der Rückfahrt zierten Achten, für jeden Meisterchor-Titel, die Anzüge der Sänger. Der Frauenchor Lenhausen 1987 stellte sich am Sonntagmittag der Jury. Chorleiter Karl-Josef Heuel aus Rüblinghausen hatte mit seinen Sängerinnen viel Arbeit in die Proben gesteckt, die letztendlich mit Erfolg gekrönt wurde. Zweimal "sehr gut" und zweimal "gut" wurde am Abend verkündet und ließ die Lennetaler Damen zum ersten Mal über den größten Erfolg der Vereinsgeschichte jubeln. Am Abend hieß ein schriftlicher Willkommensgruß über der Lenhauser Ortsdurchfahrt den Meisterchor willkommen. "Agonie" wird zelebriert Viermal "sehr gut", gekrönt mit einem sehr hohen Punktestand von 94,6 von 100 Punkten, erreichten die 44 Aktiven des MGV "Liederkranz" 1897 e.V. Neu-Listernohl. Vor fünf Jahren mit Lorenz Koch am Dirigentenpult konnte man nun mit Musikdirektor FDB Michael Rinscheid, der ebenfalls in Neu-Listernohl wohnt, einen grandiosen Erfolg verbuchen. Das Stück "Agonie" von Carlo Boller wurde geradezu zelebriert, was sich in der Einzelwertung von 24,2 Punkten (maximal sind 25 Punkte möglich) widerspiegelte. Dass Theo Arns mit weit über 40 erreichten Meisterchor-Titeln zu den erfolgreichsten Chorleitern des Chorverbandes NRW gehört, ist hinlänglich bekannt. Mit nunmehr 77 Jahren erreicht er zum wiederholten Male den begehrten Titel mit dem Gemischten Chor der Möllmicker Chöre "Einigkeit" 1909 e.V. Dass die lobenswerte Jugendarbeit in Möllmicke Erfolg hat, zeigte sich an den jungendlichen Sängerinnen und Sängern, die erstmals im Gemischten Chor den Meisterchor-Titel erreichten. Die Chorleiter Thomas Bröcher, Clemens Bröcher, Harald Jüngst, Verena Heinrichs, Volker Arns und Maurizio Quaremba erreichten mit Chören anderer Sängerkreises ihre Ziele und rundeten ein erneut erfolgreiches Abschneiden der südwestfälischen Chöre ab.